Krauselocke des Monats:
Nancy aus Köln (Teil 2)





Im zweiten Teil unseres Interviews ging es um den Job als Regisseurin, um Nancys Filme und ums Afrodeutsch-Sein.

Du bist Regisseurin undDrehbuchautorin. Wie kamst du zu den Jobs?
Ich hab Regie studiert ander IFS in Köln (Internationale Filmschule). Und im Rahmen desStudiums haben wir auch Drehbuchseminare gehabt und ich habe auchmeinen Abschlussfilm selber geschrieben (Beento). Und das Drehbuchwas ich jetzt gerade fertig geschrieben habe, da war einfach klar,dass ich das selber schreiben muss, weil es auch einen emotionalenHintergrund hat. Das ist mein Debüt-Drehbuch und eine Geschichte,die in Berlin spielt: Afrika meets Germany. Dafür habe ich auch 2003in Ghana recherchiert. Es geht unter anderem um das ThemaReligiosität auch ein bisschen Vodoo. Aber es ist eine Komödie. Undmit Hilfe eines Dramaturgen habe ich es dann geschrieben. Aber inerster Linie bin ich Regisseurin und arbeite auch als Bildmischerinfürs Fernsehen.

Wie lange machst du den Jobschon?
Als Bildmischerin undBildregisseurin arbeite ich eigentlich schon seit 11 Jahren. Und habdann auch relativ spät das Regiestudium angefangen, das ich 2007beendet habe.

"...die allerwichtigsteEigenschaft ist,
dass man so eine Art von Biss hat.
Dass man dranbleibt, und nicht aufgibt."


Was muss man mitbringen und können,wenn man Regisseur/in werden möchte?
Das Wichtigsteist, dass man Visionen haben muss. Man muss Ideen haben und Bilder imKopf haben. Visuell denken können ist ganz wichtig. Man muss offensein und Talent braucht man auch. Und die allerwichtigsteEigenschaft ist, dass man so eine Art von Biss hat. Dass man dranbleibt, und nicht aufgibt. Und dass man sich durchsetzt. Am Setmuss man sich durchsetzen können und seinen Kollegen klarmachen, wasman sich vorgestellt hat.


Und man sollte nicht nachgeben?
Einerseits mussman sagen können „wir machen es so und so!“. Aber andererseitsmuss man auch die Eigenschaft haben, zu erkennen, dass die Idee vomanderen vielleicht besser ist und das dann auch annehmen. Was ja aucheine Art von Stärke ist zu sagen „Hey, deine Idee ist vielbesser!“. Das ist es. Durchhaltevermögen und auf seine Intuitionhören. Und wenn man an Ende im Schnittraum sitzt und merkt, dass dasauch alles so funktioniert hat was man sich so in seinem kleinen Kopfvorgestellt hat, das ist schon schön und es macht Spaß!

Erzähl doch mal kurz was zu deinemKurzfilm „Beento“!
Beento ist meinAbschlussfilm auf der Filmschule gewesen und ist halt so eineSemi-dokumentarische Geschichte, die zum Teil auf Erlebnissenbasiert, die meinem Vater passiert sind als er in den 60ern in der DDR Elektrotechnik studiert hat. So eine Liebesgeschichte zwischennem jungen Ghanaer, der ein Austauschstudent ist in der DDR, da eineFreundin kennen lernt und dann gibt es halt so Komplikationen in derDDR. Mit der Mauer und Fremdenfeindlichkeit. Eine Geschichte, diesich innerhalb dieser Grenzen abspielt.



Und die Dokumentation „Real life –Deutschland“?
Real lifeDeutschland ist eine Doku, da habe ich eine afrodeutscheTheatergruppe begleitet. Das war so ein Empowerment Workshop den hatein Pädagoge ins Leben gerufen. Und die haben innerhalb diesesWorkshops eine Stück anhand ihrer eigenen Biografien geschrieben unddas am Ende auch aufgeführt.


Heutzutage wirdja versucht, darauf zu achten, dass man zB. nicht mehr das Wort Neger sagt und vieles mehr. Ist das in Ordnung oder vielleicht dochmanchmal zu viel?
Einerseit kann ich das verstehen, dassman sagt wir wollen selber einen Namen für uns finden und uns keinengeben lassen von der weißen Mehrheitsgesellschaft. Andererseitsfinde ich es manchmal schon krass wenn zum Beispiel Märchenumgeschrieben werden und Wörter wie Neger oder Mohr ausgetauschtwerden. Weil das ist ja Geschichte. Die Geschichte kann man jarückwirkend nicht verändern. Und vielleicht muss man halt jetzt,heutzutage daran arbeiten, dass man vielleicht bestimmte Begriffenicht benutzt. Als Filmmacher ist das mit den Tabus immer einbisschen schwierig. Ich kann schlecht kreativ sein oder künstlerischarbeiten, wenn ich von vorne herein in so einem bestimmten Korsettbin. Das schränkt mich irgendwie ein. Dann macht es auch keinenSpaß, wenn man nicht auch Grenzen überschreiten kann.

Sollte man doch nicht zu radikalsein?
Es ist entschieden worden dass mannicht mehr Neger sagen sollte und ich versuche zu vermeiden Begriffezu nutzen die einen in eine Schwächeposition bringen. Es ist auchso, dass ich von meinem Umfeld und meinen Freunden erwarte, was fürWorte sie verwenden. Genauso wie man nicht sagt: „Da hinten ist einKümmeltürke““. Gewisse Sachen macht und sagt man eben nicht,wenn man aufgeklärt und gebildet ist. Zu radikal sollte man abertrotzdem nicht sein.

"Ich wünsch mir schon, dass es soist,
dass man da irgendwann nicht mehr drüber nachdenken muss
undeinfach so lebt."


Warum?
Ich wünsche mir, dass es solcheDiskussionen gar nicht mehr gibt und dass es normal ist, dass esMenschen mit verschiedenen Hautfarben gibt. Dass es da keine Wortemehr für geben muss oder so Schubladen, in die man die Leutereinsteckt. Vor einiger Zeit habe ich mal einen Imagefilm gedreht füreine Firma und die wollten unbedingt, dass ich da jemanden mitMigrationshintergrund mit reinbringe. Weil das sind ja so dieProblematischen, so nach dem Motto der Quoten-Schwarze. Also wo dasauch erkennbar sein muss. Aber es gibt ja auch viele Afrodeutsche, woman es gar nicht mehr sieht. Die blaue Augen haben, nur leichte,sogar blonde Locken haben. Das ist doch schwierig da noch so inKategorien zu denken. Der Mensch will immer alles definieren. Ichwünsch mir schon, dass es so ist, dass man da irgendwann nicht mehrdrüber nachdenken muss und einfach so lebt.


Wenn ihr Nancys Filme in voller Länge sehen wollt oder, wenn ihr einfach mehr über sie und ihre Arbeit erfahren wollt, meldet euch jederzeit bei uns unter info@krauselocke.de

Liebe Grüße
Eure Esther

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