Frank Ocean - Rebell erster Klasse


Im Juli hat Frank Ocean sein Debutalbum "Channel Orange" veröffentlicht, spricht offen unter anderem alteingesessene Moralvorstellungen und Geschlechterbilder an und setzte mit seinem Outing einen Meilenstein in der RnB und HipHop-Szene.


Drogen, Sex, Gewalt, Mord – die Lyrics der kalifornischen Rap-Crew Odd Future Wolf Gang Kill ThemAll sind voll davon. Wie ein wildes Wolfsrudel kommen sie daher, unkontrollierbar, aufsässig und rebellisch. Im Gründungsjahr 2007 besteht die Truppe aus 11 Mitgliedern – Ende 2009 kommt mit Frank Ocean ein weiterer Musiker dazu, der augenscheinlich so gar nicht zu dem subversiven Verhalten von Odd Future passt.

Frank Ocean
ist Komponist, Songwriter und Sänger mit einer sanften Stimme, einfühlsam und dem richtigen Gespür fürs Gänsehautfeeling. Er wird am 18. Oktober 1987 als Christopher Breaux in Long Beach, Kalifornien geboren. Mit fünf Jahren zieht er mit seiner Familie nach New Orleans. Schon früh verfolgt er den Traum, Musiker zu werden und spart  sich als Teenie sein Taschengeld für Tonstudioaufnahmen zusammen. Als im Jahr 2005 Hurrikan Katrina seine Heimatstadt verwüstet, zieht Christopher zurück nach Kalifornien, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Die verliert er aber immer wieder, weil er sich die Nächte in Tonstudios um die Ohren schlägt und viel zu oft zu spät zur Arbeit kommt.

Franks Drang zur Musik ist groß. Er komponiert Songs für andere Künstler wie die RnB-Sängerin Brandy oder den Teenie-Barden Justin Bieber. Schließlich schafft er es unter dem Namen Frank Ocean beim HipHop-Label Def Jam unter Vertrag zu kommen, aber auch hier wird seine Karriere nicht gerade angetrieben. Dann trifft Frank auf die Odd Future und schließt sich ihnen kurzerhand an – genervt und aus Protest gegen das große Musiklabel.

Erst jetzt steigt die Aufmerksamkeit um den Sänger. Auch DefJam meldet sich wieder. Im Juli 2012 veröffentlich Frank sein Debutalbum Channel Orange.



Ein sanfter Rebell in der RnB und HipHop-Szene

“My eyes don’t shed tears , but boy they pour when I’m thinking ‘bout you”. Versteckt zwar und kaum hörbar, aber einfühlsam und liebevoll ist es nicht etwa das allseitsbeliebte „baby girl“, das man aus einer Vielzahl öliger RnB- und Raptexte männlicher Sänger und HipHopper kennt. Der Track „Thinking about you“ ist einem „boy“ gewidmet – gesungen von Frank Ocean. Seine erste Liebe war ein Mann, nicht etwa eine Frau. Er outet sich. Ob nun als bi- oder homosexuell spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist, dass er sich damit gegen die nach wie vor vorherrschende Homphobie in der RnB und HipHop-Szene stellt.
 


Frank Ocean - Thinking About You from High5Collective on Vimeo.

Und auch sonst ist Frank ein Rebell erster Klasse. Sein Track Bad Religion befasst er sich mit seinen inneren Dämonen.  Mit  Zeilen wie “If it brings me to my knees, its a bad religion” stellt er religiöse Moralvorstellungen und alteingesessene Geschlechterbilder in Frage. In dem Track „Super Rich kids“ kritisiert er den vorherrschenden Materialismus, der Teenager verwöhnt und verzieht. Außerdem bezieht er sich in „Sierre Leone“ auf die afrikanischen Ursprünge seiner Vorfahren.

Subversiv, aufsässig, rebellisch – auch Frank Ocean ist ein Umstürtzler, der die US-amerikanische RnB und HipHop-Szene grundlegend verändert. "Channel Orange" ist definitiv ein hörenswertes Album. Eines, das vor allem im RnB endlich wieder das Zeug dazu hat, ein Klassiker zu werden.

Esther Donkor

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