Grenzüberschreitungen im Hinblick auf das Thema Haare

Unterschwelliger Alltagsrassismus ist das Bachelor-Thema von KrauseLocke Lisa. In einem Kapitel widmet sie sich explizit dem Thema Afrohaare.


Wenn von alltäglichem Rassismus gesprochen wird, sollte das Thema Haare in Bezug auf Afro -und Schwarzer Deutsche nicht vernachlässigt werden. Krause oder extrem lockige Haare sind für viele Deutsche ein im wahrsten Sinne des Wortes greifbares Merkmal des „Andersseins“. Durch die tendenziell krause Haarstruktur afrikanisch - stämmiger Menschen, fühlen sich viele Weiße dazu aufgefordert, diese für sie unbekannte und zugleich störrische Struktur zu erforschen. Hierbei wird das wilde, widerspenstige Haar meist ohne weiteres angefasst und inspiziert. Nebenbei fallen oftmals abwertende Bemerkungen wie, „deine Haare sehen aus, als hättest du in eine Steckdose gefasst“, oder „deine Haare fühlen sich aber komisch an“. Das unaufgeforderte Erkunden der Haare ist eine Grenzüberschreitung, die für Afro - und Schwarze Deutsche einen erheblichen Eingriff in ihre Privatsphäre bedeutet (vgl. Sow 2009, S. 210 - 211). Das westliche Schönheitsideal beschreibt Frauen mit schönen langen, glatten, glänzenden Haaren, heller Haut und schmalen Nasen. Diese idealisierten Körperbilder wirken insbesondere auf afrikanisch - stämmige Mädchen oder Frauen, die sich vor diesem Hintergrund mit ihren trockenen, krausen Haaren unwohl fühlen vgl. Wollrad 2005, S. 147 – 148). Um sich ihrem Umfeld anzupassen verwenden viele Frauen daher chemische Haarglättungsmittel, die ihre ursprüngliche Haarstruktur verändern (vgl. Wollrad
2005, S. 154).

Die Wiedersetzung dieser unnatürlichen Haarglättung bedeutet zum einen körperliche Selbstbestimmung, (vgl. Ferreira 2003, S. 153) und zum anderen eine Rebellion gegen die in der westlichen Welt konstruierten Schönheitsideale. Bedauerlicherweise wirkt die Kraft der erschaffenen Ästhetik so sehr, dass in den Vereinigten Staaten rund 70 Prozent aller afrikanischen Amerikanerinnen chemische Mittel zur Glättung ihrer Haarstruktur einsetzen (vgl. Harris; Johnson
2001, S.95). Selbst Kinder erleben schon in ihren jungen Jahren, dass ihr krauses Haar nicht der gesellschaftlichen „Norm“ entspricht. Das schmerzhafte Kämmen sowie die langwierigen Friseurbesuche erwecken in ihnen den Wunsch nach glatten und pflegeleichten Haaren wie der Großteil ihrer „typisch deutschen“ Freunde. Somit setzt sich das Selbstkonzept schon früh mit den konstruierten Schönheitsidealen auseinander. Auch spezielle Produkte oder Shampoos für afrikanisches Haar sind nur sehr selten in deutschen Drogeriemärkten auffindbar. Die Ignoranz gegenüber Afro -, wie auch Schwarzen Deutschen zeigt sich auch hier von ihrer besten Seite.



Lest auch Teil 1 von Lisas Bachelorarbeit: http://www.krauselocke.de/2013/04/unterschwelliger-alltagsrassismus.html


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