Esther hat ihre Tagebücher aus Teeniezeiten wiedergefunden und zieht nach zehn Jahren Bilanz.
Ich habe meine alten Tagebücher
gefunden. 2001 bis 2003, damals war ich fünfzehn bis siebzehn Jahre
alt. Heute bin ich achtundzwanzig. An drei Abenden habe ich die
Bücher verschlungen, wie Jugendromane oder Horrorthriller, in denen
die Protagonistin im Begriff ist, etwas Dummes zu tun (dem Mörder
direkt in die Arme laufen, zum Beispiel) und man als Leser oder
Zuschauer laut ruft: „Nein! Tu das nicht, du Blödi!“.
Der Blödi in meinen Tagebüchern bin
in diesem Fall ich selber, nur über zehn Jahre früher. Ein völlig
anderes Ich. Beim Lesen war mir vieles im Nachhinein peinlich, oft
war ich sogar schockiert. Andere Dinge brachten mich zum lachen.
Größtenteils drehte sich alles um Partys, gute Freunde, falsche
Freunde, die Schule und um Jungs - natürlich. Liebeskummer wurde so
lange ausgereizt, bis man sich Hals über Kopf in den Nächsten
verknallte und das Elend wieder von vorne begann.
Auch meine Haare spielten damals eine
große Rolle. Tage, an denen ich beim Frisör war und mir die Haare
frisch chemisch glätten lies, wurden mit Smileys markiert. Ich war
stolz auch meine vermeintlich glatten Haare, glücklich, wenn ich
meinem Schwarm mit blondierten, glatten Strähnchen über den Weg
lief. Morgens brauchte ich eine Stunde im Bad (auch unter der Woche)
– alles war künstlich. Ach, ich war ein typisch, verunsicherter
Teenager!
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Blondierte geglättete Strähnen - Esther mit 16. |
Was überhaupt keine Rolle spielte war
meine Herkunft. Ghana – das Heimatland meines Vaters – wurde in
allen Tagebüchern nur ein einziges Mal erwähnt:
„Samstag fliegt Papa nach Ghana. Dann
habe ich sturmfrei und wir feiern ne fette Party“
Auch, wenn ich heute mit achtundzwanzig
kein Tagebuch mehr schreibe (was eigentlich ziemlich bedauerlich ist,
denn ich zehn Jahren würde ich mich freuen, mich schämen, lachen
und schockiert sein. Ich sollte es wieder einführen...) weiß ich,
welchen Satz ich am liebsten in mein Tagebuch schreiben würde:
„Samstag fliege ich mit Papa nach
Ghana. Die Hütte wird voll, denn die ganze Familie wird da sein und
wir feiern ne fette Party!“
Der Countdown läuft. 2014 ist es
soweit und ich werde Ghana besuchen. Vielleicht raffe ich mich auf
und werde bis dahin wieder anfangen Tagebuch zu schreiben.
Keep it kraus
Eure Esther
Labels: Haare, Krausekultur